Distanzlernen und Hybridunterricht

Digitale Medien als Lehrmittel

Durch die Digitalität werden neue Unterrichtsformen möglich, die wir künftig vermehrt einsetzen werden.

In diesem Artikel geht es um konkrete Anwendungen / Abgrenzungen dieser Lehrmethoden und bspw. auch, wie Axel Krommer, Philippe Wampfler und Wanda Klee Distanzlernen angehen.

Sowohl Distanzlernen als auch Hybridunterricht sind mögliche Unterrichtsszenarien, (nicht nur) unter Pandemiebedingungen. Begrifflichkeiten, die oft synonym zum Distanzlernen verwendet werden, sind der Remote- bzw. Fernunterricht. Alle diese Begriffe beschreiben Unterrichtssituationen, bei denen nicht ausschließlich Präsenzunterricht in klassischer Form gehalten wird. Schulschließungen oder Absenzen vieler Schülerinnen und Schüler einer Klasse machen es notwendig, dass Schulen derzeit Konzepte für diese Ausnahmesituationen entwickeln.

Hybridunterricht

Distanzlernen

Der Begriff des Distanzlernens wir dann gebraucht, wenn beispielsweise pandemiebedingte Schulschließungen den Präsenzunterricht gänzlich unmöglich machen. Der Unterricht muss dann in ein alternatives Format überführt werden, bei dem Lernende und Lehrende nicht in den gleichen Räumlichkeiten sind.

Hybridunterricht

Nach der Lockdown-Phase in der ersten Jahreshälfte wurden einige Mischformen ausprobiert. Bei partiellen Schulschließungen oder Unterricht an wenigen Tagen der Woche mit geteilten Klassen bzw. nur temporär anwesende Klassen, fand der Unterricht in einer Mischform aus Präsenz- und Fernlernen statt.

Konzepte zum Hybridunterricht existieren schon seit einiger Zeit. Überlegungen, die beispielsweise den Flipped-Classroom betreffen gehen von ähnlichen Bedingungen aus. Lernszenarien beinhalten Elemente des Präsenz- aber auch des Fernlernens. Diese werden hier sinnvoll gekoppelt, wobei beispielsweise Inputphasen auf Lernsequenzen zu Hause ausgelagert werden und Übungsphasen im betreuten Präsenzunterricht stattfinden.

Zeitgemäßer Unterricht

Unabhängig von der Organisationsform des Unterrichts, soll gelungener Unterricht bestimmten Kriterien gerecht werden. Bei allen Formen des Unterrichts steht selbstverständlich der Erwerb zentraler Kompetenzen für Lernende des 21. Jahrhunderts im Mittelpunkt. Hierbei werden oft die sogenannten 4 Ks herangezogen.

Unter den 4 Ks werden Kompetenzen subsumiert, die seit 2013 Eingang in die deutsche Bildungsforschung erhalten haben. Dazu zählen:

  1. Kreativität
  2. Kritisches Denken
  3. Kollaboration und
  4. Kommunikation.

Wie bereits angesprochen, gibt es viele Einflussfaktoren auf den Lernerfolg, die unabhängig vom Unterrichtssetting sind. Hattie identifiziert in seiner vielzitierten Metaanalyse verschiedene Effektstärken und deren Auswirkungen auf den Lernerfolg. Zwar erkennt Hattie in seiner Studie das Digitale nicht explizit als wichtigen Einflussfaktor auf den Lernerfolg, es ist jedoch unstrittig, dass sich viele der entscheidenden Einflussfaktoren auf digitalem Weg gut, vielleicht sogar besser abbilden lassen. Dazu zählen u.a. Feedback und kooperative Lernformen. Abgesehen davon ist der Leitmedienwechsel hin zum Digitalen eine Lebenswirklichkeit, welchem sich die Schule stellen muss. Dies findet seit geraumer Zeit Niederschlag in den Bildungsplänen der Länder. Hier wird zum Beispiel in Baden-Württemberg die Leitperspektive Medienbildung definiert, die sicherstellt, dass Schülerinnen und Schüler Medienbildung in der Schule erfahren. Außerdem sei an dieser Stelle auf den wichtigen didaktischen Leitsatz hingewiesen, dass Schülerinnen und Schüler dort abgeholt werden sollen, wo sie stehen: Knietief in einer digitalen Welt.

Es gelten also auch für die Unterrichtszenarien des Fernunterrichts und des Hybridunterrichts ganz allgemeine Kriterien guten Unterrichtens:

  • Empathie
  • Vertrauen
  • Motivation
  • Freiheit
  • Struktur
  • funktioneller Medieneinsatz
  • Übung und Wiederholung
  • Feedback
  • u.v.m

Hinweise zum Distanzlernen

Axel Krommer, Philippe Wampfler und Wanda Klee formulieren diese sechs Hinweise zum Distanzlernen:

Obenstehende, ganz allgemeine Hinweise für pädagogische Prozesse unterstreichen die Tatsache, dass im Hybrid- und Fernunterricht eine Kultur des Lernens Im Vordergrund steht, die pädagogischen Grundsätzen entspricht. Es kann jedoch festgestellt werden, dass im Remote-Learning und im Hybridunterricht eine etwas andere Gewichtung angesetzt werden soll. Im Klassenzimmersetting, das heißt im Präsenzunterricht, sind Schülerinnen und Schüler direkt ansprechbar und die Lehrer-Schüler-Beziehung erwächst aus einem direkten Dialog von Angesicht zu Angesicht. Da dies im Fernunterricht nur sehr beschränkt möglich ist, muss auch die Beziehungsarbeit neu gedacht werden. Rituale müssen erschaffen und über rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen muss neu nachgedacht werden, damit ein Lernen in diesen besonderen Zeiten erfolgreich ablaufen kann. Gerade und vor allem im Video-Unterricht spielt gegenseitiges Vertrauen eine große Rolle.

Über viele Jahrzehnte gewachsene Strukturen – dazu zählen Klassenarbeiten und klassische Leistungsüberprüfungen – müssen anders gestaltet werden. Dies führt zu einem Kontrollverlust und zu geänderten Motivationsstrukturen, die völlig neu hinterdacht werden müssen. Auch greift im Remote-Learning Zwang nur sehr beschränkt. In diesem Zusammenhang fragt Axel Krommer, angelehnt an Immanuel Kant: „Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange?“ und schlussfolgert: „So viel Freiheit wie möglich, soviel Zwang wie nötig.“

Die Gewichtung der Einzelaspekte verändert sich ggfs. im Hybrid- bzw. Fernunterricht:

Mit diesem „Equalizer der Didaktik“ veranschaulicht er, dass in jedem Lernsetting die Gewichtungen der Einzelaspekte verändert und angepasst werden müssen. Vielleicht bleibt hinzuzufügen, dass diese Liste beliebig erweiterbar scheint und unter anderem auf das Lernsetting anzupassen ist. Es spielt sicher eine Rolle, ob der Unterricht in einer Grundschule, einer Werkrealschule oder am Gymnasium stattfindet. Dann spielen des Weiteren andere Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel die Ausstattung der Schule und ob es sich um eine Tabletklasse handelt oder der Unterricht in einem Raum stattfindet, wo lediglich eine Kreidetafel vorhanden ist. Auch und gerade die Sozialstruktur der Lerngruppe spielt eine Rolle. Dementsprechend werden die Schieberegler angepasst, sodass der Unterricht im jeweiligen Setting erfolgreich sein kann.

Praktische Umsetzung des Fernunterrichts

Aufgrund der besonderen Umstände das Hybrid- und Fernunterrichts können digitalen Medien und digitalen Methoden eine besondere Rolle zugesprochen werden. Die Digitalisierung kann bei der praktischen Umsetzung des Hybrid- und Fernunterrichts als ‚Ermöglicher‘ dienen.

Beat Doebeli Honegger (Buch: Mehr als 0 und 1) weist schon einige Zeit darauf hin, dass der Leitmedienwechsel hin zur Digitalität bereits vollzogen sei. Es bleibt abzuwarten, ob die Coronapandemie als Prozessbeschleuniger für diesen Wandel auch in der Schule angesehen werden kann.

In vielen Bereichen des täglichen Lebens haben die Potentiale der Digitalisierung bereits einen so entscheidenden Wandel vollzogen, dass dieser abgeschlossen scheint. Die Frage ergibt sich, wo die Schule und unterrichtliche Prozesse in diesem Wandel stehen. Es ist außerdem noch unklar, wie die Schule, beziehungsweise der Unterricht, nach dem digitalen Wandel aussehen wird.

Es erscheint derzeit jedoch evident, dass sich darum bemüht wird, die Möglichkeiten der Digitalisierung in den Unterrichtsformen des Hybridunterrichts und des Fernlernens einzusetzen und deren Potential zu nutzen.

Hybrid- und Fernlernen – Konkret!

Synchrones Lernen

Messenger, Videokonferenzen und Email-Dienste sowie andere Kommunikationsformen ermöglichen eine direkte Kommunikation zu Pandemiezeiten. Synchrones lernen ist die klassische Form des Lernens im Klassenzimmersetting. Lehrende und Lernende sind gleichzeitig anwesend und die Kommunikation findet im Präsenzunterricht statt.

Asynchrones Lernen

Gerade bei asynchronen Lernmöglichkeiten liegt ein besonderes Potential digitaler Formen des Unterrichtens. Vom asynchronen Lernen spricht man immer dann, wenn Aufgabenformate gestellt werden, beziehungsweise Kommunikation so stattfindet, dass die Lernenden den Ort und die Zeit des Unterrichts selbstbestimmt wählen können. Gerade komplexe Unterrichtsinhalte lassen sich von Lehrerseite so aufarbeiten und den Schülerinnen und Schülern bereitstellen, dass diese im eigenen Tempo und mit selbst gewählten Ressourcen auch komplexe Lerninhalte bewältigen können.

Lern-Management-Systeme

Sowohl synchrones und asynchrones Fernlernen Bedarf eines Höchstmaßes an Koordination und Professionalität. Hierbei können moderne Lern-Management-Systeme (LMS) den Lehrenden unterstützen, indem sie Technologien zur Verfügung stellen, die diese Unterrichtsformen ermöglichen. Besonders interessant ist hier die Bündelung aller Möglichkeiten auf einer Plattform.

Zur Effizienzsteigerung einerseits und zur didaktischen Vielfältigkeit andererseits, macht es großen Sinn, Distanz- oder Hybridlernen auf einer Plattform umzusetzen, die datenschutzkonform von den Schülern genutzt werden kann. Dort soll neben der zeitversetzten und zeitgleichen Kommunikation Material zur Verfügung gestellt und kollaboriert werden. Auch Lernergebnisse sollen festgehalten, Erklärfilme hochgeladen und externe Inhalte eingebettet werden können. Auch Feedback spielt hier eine wichtige Rolle. An der Erstellung einer solchen Plattform arbeiten viele Bundesländer schon seit geraumer Zeit mit einigen kuriosen Ergebnissen, auf die an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden soll (Beispiel: ella@BW).

Moodle als ein Weg in den Fern- bzw. Hybridunterricht

Modell ist eines unter vielen LMS, das derzeit genutzt wird. Viele Faktoren spielen bei der Beurteilung eines Lern-Management-Systems eine Rolle. Derzeit ist vor allem die Datenschutzkonformität im Gespräch und Moodle bietet hier eine Lösung, die eingesetzt werden kann und von vielen Bundesländern freigegeben ist. Genannt seien hier Baden-Württemberg und Bayern, wo Moodle von Landesseite gefördert, weiterentwickelt und explizit empfohlen wird.

Aus Baden-Württemberg stammt auch der folgende frei zugängliche Moodle Kurs, in dem Sie sich über die Möglichkeiten dieser Plattform informieren können. Hier werden Unterrichtssituationen aufgezeigt und moodlespezifische Lösungen angeboten. Videokonferenzen über das Modul BigBlueButton können dort beispielsweise in einem geschützten Raum stattfinden, Informationen können ausgetauscht und Aufgaben gestellt und bewertet werden.

Downloads und weiterführende Inhalte:

Hier geht’s zum Kurs  Unterrichtssituationen in Moodle: https://lehrerfortbildung-bw.de/demo2/course/view.php?id=78

 

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