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Paul Schmid

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09.01.2022 | 4 min

Medienausstattung an Schulen

Die Medientechnik-Bausteine moderner Lehrräume

In der allgemeinen Diskussion um die Bildungspolitik stehen die Bereiche der digitalen Bildung und die Ausstattung im digitalen Klassenzimmer im Fokus der Debatte. Begriffe wie “Visualizer”, “digitale Tafel” oder “Medientechnik” sind längst keine Seltenheit mehr. Durch die aktuelle Pandemie wird das komplette Ausmaß an Lücken in diesem Bereich an unseren Schulen offensichtlich.

Auch die Bundespolitik hatte das erkannt und einen Digitalpakt für die Schulen beschlossen. Die unlängst im Amt angekommene Ampel-Regierung verdeutlicht mit der Fortführung des DigitalPakts, welchen wichtigen Stellenwert eine zeitgemäße Ausstattung der Lehrräume für das deutsche Bildungssystem hat.

 

Die Symbiose im Klassenraum

Für eine sinnvolle Ausstattung der digitalen Lehrräume braucht es jedoch mehr als nur finanzielle Mittel, die nun zur Verfügung stehen. Wichtiger ist es, das bereitgestellte Geld so einzusetzen, dass langfristig ein spürbarer Mehrwert für Lernende und Lehrende geschaffen werden kann. Nicht zu vernachlässigen ist dabei die Tatsache, dass Wartung und Verwaltung der digitalen Medien zukünftig noch mehr Zeit in Anspruch nehmen werden, als das bislang der Fall gewesen ist. Grund ist die stark ansteigende Anzahl an digitalen Endgeräten, welche jede Schule bzw. jeder Schulträger von nun an zu verwalten hat.

Ziel der Investitionen in die digitale Ausstattung der Schule darf es daher nicht sein, so viele digitale Geräte wie möglich an der Schule zu etablieren. Vielmehr sollten die vorhandenen Geräte eingebunden und wenn nötig mit neuen Optionen/Möglichkeiten ergänzt werden, um dadurch eine aufeinander abgestimmte und nachhaltige Symbiose aus Lehrraum, Unterricht und Medienausstattung zu erhalten.

Die einzelnen Bausteine der Medienausstattung im Unterrichtsraum spielen hier demnach eine entscheidende Rolle. Ziel muss sein, für die vielfältigen Anforderungen und Lehrkonzepte an Schulen die dafür passende Konfiguration an Medientechnik zu integrieren und diese perfekt aufeinander abzustimmen.

1. Digitale Infrastruktur als Grundlage

Die Voraussetzung für ein funktionierendes Zusammenspiel aus Medientechnik und digitalen Geräten ist ein schulisches Netzwerk, das sich aus einer strukturierten LAN-Verkabelung und einem Schul-WLAN zusammensetzt.

Ist diese Grundlage einmal geschaffen, werden künftige potenzielle Probleme bei der Konfiguration und Verwaltung leichter zu lösen sein – oder erst gar nicht auftreten. Auch für die Benutzerfreundlichkeit spielt ein stabiles, schnelles Netzwerk eine entscheidende Rolle. Denn wenn die angeschafften digitalen Endgeräte nicht zuverlässig und schnell einsatzbereit sind, ein Online-Lehrvideo nicht ohne ständigen Ladebalken gezeigt werden kann, wird sich das Lehren mit digitaler Unterstützung nur schwer etablieren.

2. Passende Präsentationstechnik

Für einen guten Unterricht ist es von Vorteil, Sachverhalte verständlich und kompakt wiedergeben zu können. Im Laufe der Jahre sind laufend neue Geräte entwickelt worden, mit denen es möglich war, Wissen durch z.B. Dias, Folien, Ton oder Bild zu vermitteln. Heute werden die legendären fahrbaren Medienschränke durch Beamer und Tageslichtprojektoren durch Dokumentenkameras (Visualizer) abgelöst.

Interaktivität im Endgerät. Die meisten Endgeräte bieten mittlerweile die Möglichkeit, Präsentation und Interaktion zu vereinen. Demnach ist das eigene Gerät (bspw. das Tablet) das Zentrum der inhaltichen Wissensvermittlung. Es können sowohl Inhalte als auch Interaktionen im Endgerät stattfinden, die per drahtloser Bildübertragung an das Anzeigegerät gesendet und letztlich vom Lernenden konsumiert werden können.

Interaktivität an der Wand. Geeignet für einige digitale Lehrräume können auch interaktive Tafeln oder Displays sein, da sie meist Präsentation und Interaktion miteinander verbinden. Besonders da, wo Lernenden den Interaktionen der Lehrkraft noch stark folgen müssen (bspw. in der Grundschule, wo Schreiben durch Nachahmung gelernt wird), kann die Interaktivität an der Wand nach wie vor sinnvoll sein.

3. Niederschwellige Mediensteuerung

Um bei der steigenden Vielfalt an digitalen Endgeräten im Klassenzimmer die Hemmnisfaktoren zum Einsatz gering halten zu können, empfiehlt sich eine Mediensteuerung, die intuitiv und schnell zu bedienen ist. Durch eine an die unterschiedlichen Anforderungen der Klassenräume angepasste Mediensteuerung ist es möglich, per Knopfdruck zwischen den verschiedenen Ein- und Ausgabequellen schnell wechseln zu können. Die flexiblen Programmiermöglichkeiten der Mediensteuerung erlauben es zudem, auf zukünftige technische Entwicklungen oder Nutzungsänderungen eines Raumes reagieren zu können.

Wichtig wird das, um die Akzeptanz digitaler Medien im Unterricht langfristig und nachhaltig aufrecht zu erhalten und zu fördern. Der Aufwand der Mediennutzung spielt bei der Technologieakzeptanz eine große Rolle, denn mehrere unterschiedliche Fernbedienungen (bei denen oft nicht klar ist für welches Gerät sie jetzt da sind) benutzt niemand gern. In der Praxis kommt es auch gerne mal vor, dass Fernbedienungen verschwinden oder unzuverlässig funktionieren. Klar ist, dass in solchen alltäglichen Szenarien dann nicht die Technologieakzeptanz steigt, sondern das Frustrationslevel.

4. Zuverlässige Medienmöbel

Eine passende Hülle für die technische Ausstattung, ist der Baustein den es braucht, um die benötigten Komponenten und Kabel (vandalismus-)sicher und vernünftig zu verstauen. Denn im schulischen Alltag geht es oft nicht zimperlich zu, und leider ist der Verlust von Geräten durch Vandalismus Realität. Besonders für sensible digitale Endgeräte kann das eine echte Härteprüfung sein.

Zum Schutz der Medientechnik ist es notwendig, diese in entsprechend dafür entwickelten Medienmöbeln unter zu bringen. Sie bieten den Vorteil, dass die notwendige Verkabelung bereits eingeplant ist und unsichtbar im Möbelstück untergebracht wird. Das Entstehen von Kabelsalaten, defekten Kabelsteckern oder Streiche der SuS werden durch den Einsatz solcher Medienmöbel deutlich erschwert.

5. Geräteverwaltung und Informations-Plattform

Mit der Zunahme an digitalen Endgeräten steigt auch der Wartungs- und Verwaltungsaufwand. Um einen reibungslosen Ablauf zwischen Technik und Unterricht zu ermöglichen, müssen strukturierte Abläufe und standardisierte Prozesse implementiert werden. Oft werden die Wartung und Verwaltung einem IT-Beauftragten Lehrenden übertragen, welcher bei weitem nicht das angemessene Zeitkontingent zur Verfügung gestellt bekommt.

Zukünftig wird es ohne entsprechende Softwarelösungen sehr schwer und aufwendig für die IT-Beauftragten werden, den Überblick über Zustand, Ort oder die Garantielaufzeit der digitalen Endgeräte und sonstigen Objekte zu behalten. Fehlt der Überblick oder schlicht die Zeit, ist eine schnelle Fehlerbehebung unwahrscheinlich, was wiederum direkten Einfluss auf die Medienakzeptanz der Lehrenden im Unterrichtsalltag hat.

Abhilfe kann eine speziell auf schulische Bedürfnisse entwickelte Plattform schaffen, die darauf ausgelegt ist, Geräte bzw. allgemein Objekte zu verwalten und sie mit zusätzlichen Informationen wie z.B. QR-Codes, Hilfestellungen und den richtigen Ansprechpartner auf der Stadt zu verknüpfen. Eine eindeutige Identifikation der Objekte ermöglicht es, ein Fall-Management System für eine strukturierte Kommunikation zwischen Lehrenden und IT-Admins zu etablieren. Per Klick kann eine Störung gemeldet werden, die daraufhin vom Systembetreuer bearbeitet oder an externe Dienstleister weitergeleitet werden kann.

Das Zusammenspiel

Klassenräume müssen den unterschiedlichsten Bedürfnissen verschiedener Schularten gerecht werden. Abweichungen der pädagogischen/didaktischen Ausrichtung einzelner Schulen sollten in einem funktionierenden Medienkonzept ebenso berücksichtigt werden, wie Unterschiede in der Ausstattung. Besonders problematisch können Differenzen bei Marken sein. (Apple vs. Microsoft) Fatal wäre beispielsweise ein Aufbau eines digitalen Lehrraums, der keine Kombination von Herstellern oder einen Wechsel “zwischen den Welten” ohne erheblichen Mehraufwand zulässt.

Die Flexibilität der Bausteine ermöglicht es, den speziellen Wünschen und Anforderungen der Schulen umfänglich gerecht zu werden. Bereits vorhandenes Equipment kann problemlos integriert und unabhängig erweitert werden. Ob nun Apple TV oder Miracast, iPad oder Surface – das spielt durch die Modularität des schultech-Ecosystems keine Rolle. Die passende Kombination aus den einzelnen Bausteinen der Medienausstattung verhelfen dem geplanten digitalen Klassenraum in die Realität.

Die Aufgabenstellung für die Schulen ist nicht einfach. Lange bürokratische Wege, knappe Finanzmittel und Personalmangel erschweren die Erarbeitung einer schnellen Lösung. Die notwendigen Konzepte und technischen Voraussetzungen liegen bereit, die Ampeln stehen auf Grün.

Wer analog denkt, wird die Vorteile der Digitalisierung nie verstehen.

Marc Ruoß

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