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Paul Schmid

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16.09.2021 | 5 min

Pro und Contra digitaler Medien

Das sind die Vor- und Nachteile digitaler Medien im Unterricht

Sind die digitalen Medien das ultimative Werkzeug in der schulischen Sozialpädagogik? Gibt es Nachteile beim Lernen mit digitalen Medien? Was sind die Risiken, was die Chancen? Diesen Fragen stellen wir uns nun zeigen, was digitale Medien an pro und contra Argumente aufweisen.

 

Vor- und Nachteile neuer Medien

Die Zeit steht nicht still. Die Entwicklungen in der Informationstechnologie (IT) geben weltweit den Ton an. Darunter einzuordnen ist auch das Themengebiet rund um die digitalen Medien. Der rasante Fortschritt in der IT macht es umso schwerer sinnvolle, langfristig angelegte Lernkonzepte auszuarbeiten und umzusetzen. Oft wird überhastet in digitale Medien investiert und schnell macht sich dann die Ernüchterung breit.

Digitale Mediennutzung im Unterricht

„Unser Gehirn befindet sich in einem fortwährenden Veränderungsprozess, und daraus folgt zwingend, dass der tägliche Umgang mit digitalen Medien eines nicht haben kann: keine Auswirkungen auf uns, die Nutzer“. (Spitzer 2012)

Mit diesem Zitat des umstrittenen Neurowissenschaftlers aus Ulm soll deutlich gemacht werden, dass sich unsere Kinder und Jugendliche in den Schulräumen dieses Landes einem sich immer schneller vollziehenden Wandel konfrontiert sehen. Dieser geht nicht spurlos an Lernenden wie Lehrenden vorbei. Vielmehr werden digitale Medien vermehrt Teil der Lehr-/Lernsituation, ermöglichen neue Sichtweisen und Aufgabenstellungen und bringen durch die Vielzahl an Möglichkeiten auch eine erhöhte Komplexität und mehr Aufwand mit sich.

Was sind digitale Medien?

Unter dem Begriff digitale Medien versteht man Kommunikationsmedien und technische Geräte auf der Grundlage der Informations- und Kommunikationstechnik (IuK).

Anwendungen und Geräte digitale Medien sind beispielsweise:

  • Notebook, Tablet, Smartphone
  • Internet, Social Media
  • Computerspiele
  • E-Books

Speziell für Lehrzwecke vorgesehene digitale Medien sind unter anderem:

 

Den richtigen Umgang zeigen

Die Schülerinnen und Schüler werden heute schon sehr früh mit digitalen Medien konfrontiert. Dadurch können Kinder und Jugendliche oft schon besser mit Tablet, Handy und Co. umgehen als ihre Eltern. Leider wird der Umgang mit digitalen Medien nicht im Klassenzimmer erlernt, sondern auf dem Pausenhof. Das Problem hierbei ist, dass die Geräte des Erstkontaktes oft Unterhaltungs- oder Kommunikationselektronik Geräte sind, von denen die Kinder und Jugendlichen nur schwer wieder zu trennen sind. Das verwundert nicht, denn der richtige Umgang damit hat ihnen nie jemand beigebracht. Dieses Problem könnte gelöst werden, indem an Schulen frühzeitig damit begonnen wird, den sinnvollen Umgang zu zeigen und Medienkompetenzen wie – Kompetenzen in anderen Disziplinen – selbstverständlich zu vermitteln.

Digitale Medien im Unterricht – Pro

Weitere Vorteile digitaler Medien im Unterricht:

  • wichtige Grundausbildung beim Arbeiten mit digitalen Medien
  • flexible Anpassung der Unterrichtsmaterialien
  • grafische Veranschaulichung (komplexer) Lerninhalte (bspw. durch 3D-Animationen)
  • individuelle Lerninhalte durch Lern-Apps
  • besserer Überblick zu Lernfortschritten einzelner Lernenden
  • verbesserte, gezieltere Förderung durch die Lehrenden
  • Informationsrecherche im Internet
  • höhere Spontanität bei Arbeitsblättern und Informationsmaterial

Eine herkömmliche Tafel hat in einem modernen Klassenzimmer ebenso ihren Platz wie eine digitale Tafel, die drahtlose Bildübertragung oder auch „Augmented Reality“. Deshalb ist es wichtig, der Lehrkraft zu überlassen, ob sie situativ analog oder digital, im Frontalunterricht oder in Gruppen arbeiten möchte. Die durch digitale Medien im Unterricht entstehenden Möglichkeiten sind vielfältig und können das Unterrichtsgeschehen auf vielen Ebenen bereichern – von zentraler Bedeutung ist, dass Lehrende hierfür offen sind und sich den dadurch entstehenden Aufgaben annehmen.

Eine große Herausforderung für die Schulen und die Lehrenden wird das Umsetzen der oben genannten Möglichkeiten. Die Länder haben mit neuen Bildungsplänen bereits eine Richtung in die Digitalisierung der Schulen eingeschlagen. Die Schulämter agieren aktuell und trotz des Digitalpaktes des Bundes jedoch noch verhalten. Aus dem 5 Milliarden Euro Fördertopf wurden bis Januar 2020 lediglich 20 Millionen Euro freigegeben.

Das zurückhaltende Verhalten überrascht nicht, denn oft fehlt es noch an speziell ausgearbeiteten Medienentwicklungsplänen der Schulen und Schulträger. Dies ist jedoch ein wichtiger erster Schritt, bevor es zur konkreten Beschaffung kommen – es sollte auf vernünftige Konzepte gewartet werden. Denn der Begriff digitale Medien oder der Kauf von hunderten Tablets für Schülerinnen und Schüler allein verbessert die Lernsituation nicht wirklich.

Herausforderungen in der Umsetzung

Die Auswirkungen negativer Aspekte der digitalen Mediennutzung im Unterricht bekommen Lehrerinnen und Lehrer bereits heute deutlich zu spüren. Mangelnde Aufmerksamkeit, Suchtverhalten und Mobbing sind nur einige der Folgen, die ein falscher Konsum digitaler Medien nach sich ziehen kann.

Ein wesentlicher Faktor dieser Entwicklung ist, dass die Geräte, die sich in einigen Bereichen sehr gut in den Unterricht einbinden lassen, auch Plattformen wie Social Media oder Spiele zulassen, welche die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler in Anspruch nehmen und sie so am Lernen hindern. Die Aufsichtsperson muss in solchen Fällen eingreifen, was bei entsprechender Häufigkeit einiges an Unterrichtszeit kosten kann.

Doch auch der reibungslose Medieneinsatz im Unterricht ist für viele Lehrkräfte noch nicht hinreichend stabil, als dass Sie sich darauf vollumfänglich verlassen möchten. Gerade Themen wie Service und Wartung sind in den Schulen nicht genügend implementiert, sodass im Falle eines Ausfalls entweder eine für die Technik vorgesehen Lehrperson zur Hilfe eilen muss, oder auf analoge Medien zurückgegriffen wird.

Digitale Medien im Unterricht – Contra

Weitere Nachteile digitaler Medien im Unterricht:

  • Gefahr das Wissen „auszulagern“ (Warum soll ich es lernen, wenn ich es doch jeder Zeit nachschauen kann?)
  • Teure Geräte, die sich nicht jede Familie leisten kann
  • Wartung der digitalen Endgeräte meist nicht vorhanden
  • Weniger direkter persönlicher Kontakt
  • Zu wenig in digitalen Medien ausgebildete Lehrkräfte

 

Eine gewaltige Aufgabe für die Politik wird es sein den digitalen Wandel an den Schulen zu bewältigen. Da jedes Bundesland seine eigene Bildungspolitik betreibt wird es wohl auch keine auf Bundesebene einheitliche Ausstattung und Einsatzmöglichkeit der digitalen Medien geben.

Eine große Gefahr besteht für Bundesländer, die finanziell schlecht aufgestellt sind. Die Schülerinnen und Schüler dieser Schulen sind dann die Leidtragenden, denn sie müssen auf moderne Lerntechnik verzichten und werden im nationalen, aber auch internationalen Vergleich abgehängt.

Wie digitale Medien den Unterricht verändern

Die Einsatzmöglichkeiten sind fast unbegrenzt. Sollte es gelingen, eine einheitliche Grundinfrastruktur an digitalen Medien in unseren Schulen einzurichten, wäre es in Zukunft sogar denkbar auf die unterschiedlichen Schularten komplett zu verzichten, indem eine Lernsoftware auf das Niveau und den Wissenstand der Schülerin oder des Schülers angepasst wird. Ein politischer Alptraum ja, aber die technischen Möglichkeiten dazu sind schon lange da.

Der Unterricht wird sich durch die digitalen Medien so stark verändern, dass wir ihn in einigen Jahren nicht wiedererkennen werden. In Fächern wie Mathematik oder Physik wird es 3D Programme geben, die es der Schülerin und dem Schüler durch die graphische Darstellung abstrakter Inhalte erleichtert, diese zu visualisieren und zu verstehen. So können Schülerinnen und Schüler mit einer weniger ausgeprägten räumlichen Vorstellung besser abgeholt werden.

Durch den Einsatz digitaler Medien wird sich auch zunehmend die Gruppenarbeit zwischen den Schülern verändern. Lerntreffen außerhalb der Schule, z.B. um ein Gruppenreferat auszuarbeiten werden weniger gebraucht, da Informationsmaterial über Clouds oder ähnliche Plattformen praktisch hin und her geschoben werden kann. Denkbar sind auch Online-Meetings in denen solche Gruppenprojekte ausgearbeitet werden können.

Fazit und Zusammenfassung

Die Ausbreitung digitaler Medien in der Welt wird auch an unseren Schulen nicht aufzuhalten sein. Um im internationalen Bildungswettbewerb auch in Zukunft mithalten zu können, ist es umso wichtiger, die Einführung digitaler Medien an Schulen ernst zu nehmen und diese schnellstmöglich umzusetzen. Das gilt für die Schulträger ebenso wie für die Lehrenden. Dabei darf jedoch nicht das Ziel aus den Augen verloren werden: Einen Ort, an dem Schülerinnen und Schüler gerne und erfolgreich lernen.

Eine große Chance bietet sich durch den Digitalpakt Schule, der im Jahr 2019 vom deutschen Bundestag beschlossen wurde. Diese Gelder, die vom Bund dank einer Grundgesetzänderung den Ländern zur Verfügung gestellt werden, können aktuell bis 2024 abgerufen werden. Die Länder haben darauf bereits reagiert und entsprechende Bildungspläne ausgearbeitet. Nun sind die kommunalen Schulträger, Lehrerinnen und Lehrer gefragt, auf Basis der Bildungspläne Medien- und Bedarfskonzepte zu erstellen.

Die im Artikel beschriebenen Risiken beim Arbeiten mit digitalen Medien dürfen dabei nicht vernachlässigt werden. Die langfristigen gesellschaftlichen Folgen einer ungünstigen Einbindung digitaler Medien in den Unterricht lassen sich kaum abschätzen.

Ihre Pädagogen aus dem schultech-Team.

Quellen

Bardo Herzig (2014): Wie wirksam sind digitale Medien im Unterricht?, Bertelsmann Stiftung

Birgit Eickelmann (2010): Digitale Medien in Schule und Unterricht erfolgreich implementieren, Waxmann

Manfred Spitzer (2012): Digitale Demenz, Droemer Verlag

https://www.tagesspiegel.de/wissen/erst-20-millionen-euro-bewilligt-der-digitalpakt-fuer-schulen-kommt-kaum-voran/25460210.html

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