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Paul Schmid

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24.02.2022 | 6 min

Personalmangel an Schulen

Ist die IT-Administration am Ende?

Bereits im November 2020 kritisierten Lehrerverbände aus Baden-Württemberg Versäumnisse der Politik beim Thema IT-Administration an Schulen. Nach Aussagen des Lehrerverbands müssten oft Lehrende die Geräteverwaltung zusätzlich zum Unterricht übernehmen. Oft seien die Lehrenden bei der Einrichtung von Geräten und den zusätzlichen Gesprächen mit Eltern und SuS überfordert. (1) Das überrascht im Anbetracht der Masse an Investitionen in digitale Endgeräte während der Corona Pandemie nicht. Die Folge der Nebenaufgaben sind zahlreiche Überstunden (die nicht ausreichend angerechnet werden), frustrierte Lehrende und fehlende Zeit zur Unterrichtsvorbereitung oder aktualisieren der Materialien.

Lehrende, die im Nebenjob als IT-Admins tätig sind, haben diese Aufgabe meist freiwillig übernommen, weil sie z.B. die einzigen Personen waren, die sich an ihrer Schule in der IT auskennen, die Unterrichtsfächer zur IT passen, oder einfach weil sie helfen wollten. Die zusätzlichen Kompetenzen, die es braucht, um die Administration überhaupt übernehmen zu können, sollten gewürdigt und anerkannt werden. Stattdessen erstickt man sie in unbezahlten Überstunden. Finde den Fehler!

Der DigitalPakt Schule und die vernachlässigte Geräteverwaltung

Die Zahl der digitalen Endgeräte an Schulen steigt durch den Bundestags Beschluss DigitalPakt Schule und die anhaltende Corona Pandemie stetig an. Bereits im Juli 2020 wurde eine Zusatzvereinbarung “Corona Hilfe 1 Sofortprogramm” zwischen Bund und Länder geschlossen. Dabei wurde beschlossen, dass 500 Millionen Euro für SuS bereitgestellt werden, die zu Hause auf kein digitales Endgerät zugreifen können. Ebenso Teil der Vereinbarung war die Unterstützung der Schulen beim bereitstellen von Online Lehrinhalten. Dazu zählen Hard- und Software – wie etwa Aufnahmetechnik und zur Bearbeitung nötige Softwarepakete, aber auch Schulungen. (2)

Im November 2020 wurde eine zweite Bund-Länder Vereinbarung beschlossen. Die “Zusatzvereinbarung Administration” Mit dieser Maßnahme sollte die Geräteverwaltung an den Schulen zusätzlich mit 500 Millionen Euro gefördert werden. Diesen Bund-Länder Beschluss schauen wir uns in diesem Beitrag später noch etwas genauer an. (3)

Die dritte Vereinbarung (”Leihgeräte für Lehrkräfte”) zwischen Bund und Länder wurde im Januar 2021 beschlossen. Ziel der zusätzlichen 500 Millionen Euro Förderung ist die Ausstattung der Lehrenden mit schulgebundenen Leihgeräten. (4)

Die bereitgestellten finanziellen Mittel aus der ersten und der dritten Vereinbarung wurden zum Teil sehr schnell abgeschöpft. Laut BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) sind bereits 94% des Sofortausstattungsprogramms abgerufen. Aus der Vereinbarung “Leihgeräte für Lehrkräfte” sind bislang rund 192 Millionen Euro abgeflossen. (5)

Der DigitalPakt Schule, aus dem ca. 852 Millionen Euro bereits abgeflossen sind (5), und die Zusatzvereinbarungen I und III, die im Zuge der Corona Pandemie verabschiedet wurden, sorgen für einen sehr schnellen Zuwachs digitaler Endgeräte an Schulen. Damit steigt auch der Verwaltungsaufwand dieser Geräte weiterhin stark an. Und genau da liegt das große Problem!

Randnotiz: Wir haben für einen Tag eine kleine (nicht repräsentative) Umfrage auf Twitter gestartet. Das Ergebnis sehen Sie hier:

Der Haken: befristete Personalmittel statt langfristiger Planung

Mit der “Zusatzvereinbarung Administration” zwischen Bund und Ländern sollte die Verwaltung der Endgeräte gefördert werden. Aus diesem Programm wurden bis jetzt nur 9.000(!) Euro (5) abgerufen. Dass hier ein Ungleichgewicht besteht, ist offensichtlich. Schlimmer noch, denn bereits vor der Corona Pandemie fehlte es den Schulen an Fachkräften für die IT-Administration oder das entwickeln von Medienentwicklungsplänen.

Warum wurden bislang nur 9.000 Euro aus dem Fördertopf in Anspruch genommen? Wollen die Schulen nicht? Oder liegt es daran, dass das Förderungsprogramm in die falsche Richtung zielt?

Die Finanzhilfen dienen (…) der Förderung der Ausbildung und Finanzierung von IT-AdministratorInnen, die für Schulen eingesetzt werden.” – Zitat aus der “Zusatz-Verwaltungsvereinbarung Administration” Klingt zunächst vielversprechend, doch leider wird in §2 Abs. 2a der Vereinbarung die Förderfähigkeit bestimmt. “Förderfähig sind befristete Ausgaben für Personalkosten als Personalmittel bzw. als Sachmittel (…) für professionelle Administrations- und Support-Strukturen.” (6)

Mit befristeten Personalmitteln soll eine langfristig funktionierende IT-Administration aufgebaut und gefördert werden. Leider ist das kein Scherz. Da wundert es nicht, dass aus diesem Topf erst 9.000 Euro abgerufen wurden. Unter Zeitdruck während einer Digitalisierungswelle eine/n IT-Admin auf Zeit einzustellen klingt nach einer ordentlichen Herausforderung – einer nicht lösbaren.

Bleibt noch §2 Abs. 2b: “Förderfähig sind pauschalierte Zuschüsse zu Ausgaben für die Qualifizierung und Weiterbildung von bei den Ländern oder bei Schulträgern angestellten IT-Administratorinnen und -Administratoren in Höhe von bis zu € 10.000,- einmalig pro Fachkraft.” (6)

Offensichtlich wird angenommen, dass die IT-Admins, die bereits bei Ländern oder Schulträgern tätig sind, noch einige Kapazitäten frei haben und die Verwaltung und Wartung der in großer Zahl neu angeschafften Schulgeräte zusätzlich übernehmen können. – Ich selbst war IT-Administrator eines Schulträgers, und kann aus meiner Erfahrung sagen, das funktioniert nicht und ist einfach nur purer Blödsinn!

Was die Schulen brauchen ist eine eigene auf Dauer ausgerichtete, nachhaltige Betriebs-, Service- und Sicherheits-Administration für den Einsatz datenschutzkonformer, digitaler Lehr- und Lernmittel. Es müssen pädagogisch sinnvolle Konzepte erarbeitet, Infrastrukturen aufgebaut und Hardware beschafft und konfiguriert werden. Diese wichtigen Aufgaben können in den meisten Fällen nicht von Lehrenden nebenbei geleistet werden.

Der Weg aus der schulischen Digitalisierungskrise

Deutschland hat die Digitalisierung viel zu lange stark vernachlässigt. Den hohen Preis dafür bezahlen wir nun auch an unseren Schulen. Es fehlt oft nicht nur an der grundlegenden Infrastruktur, sondern auch die benötigen Fachkräfte stehen nicht ausreichend und schnell genug zur Verfügung. (7) Völlig aussichtslos wird das anwerben von Fachkräften auf einem knappen Markt, wenn man den ohnehin wenigen Fachkräften nur befristete Verträge anbieten kann. Um die Digitalisierung voran zu bringen, braucht es daher auch gezielte praxisnahe Ausbildungs- und Schulungsmaßnahmen im Bereich der Informationstechnologie.

Ziel muss es sein, das aktuell bestehende Ungleichgewicht schnellst möglich auszugleichen und so zu verhindern, dass die Schulen einem digitalen Wilden Westen ausgesetzt bleiben. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Koalition aus SPD, Grüne und FDP. Im Koalitionsvertrag wurde der DigitalPakt 2.0 angekündigt, in dem auch die Gerätewartung und Administration gefördert werden soll. Der entscheidende Punkt wird allerdings sein, ob der Bund bereit ist auch die nötigen unbefristeten Personalmittel zur Verfügung zu stellen. Bis jetzt drücken sich Länder und Bund leider noch vor ihrer Verantwortung. Auf den Gesetzentwurf der Bundesregierung zum DigitalPakt 2.0 darf man also durchaus gespannt sein.

Abseits der Politik können ebenfalls Lösungskonzepte ausgearbeitet und getestet/eingeführt werden. Da offensichtlich die finanziellen Mittel in der Bildungspolitik nicht ganz so locker sitzen, ist eine unkomplizierte und effiziente Geräteverwaltung mit möglichst wenig Personalaufwand von Vorteil. – Zum Glück gibt es eine schöne Sache Namens Software.

Software zur Geräteverwaltung ist ein Baustein den es braucht, um den Anforderungen wie z.B. Fall-Management System, Garantie und Support Handling oder das bereitstellen von Anleitungen durch eine App, heute und in Zukunft gerecht werden zu können.

In Kombination zur digitalen Geräteverwaltung ist auch denkbar, dass sich kleinere Schulen im Umkreis zusammenschließen und für die IT-Administration eine gemeinsame Stelle schaffen. Jede beteiligte Schule hat dadurch schnellen Zugriff auf eine Person in der Nähe. Für die zeitnahe Fehlerbehebung und somit minimalem Zeitverlust des Unterrichts ist das essenziell. Lange Anfahrtswege oder ein Mitarbeiter eines IT-Dienstleisters der erst am nächsten Tag vor Ort sein kann, hilft den Lehrenden nicht, wenn kurz vor dem Unterricht das Notebook hardwarebedingt streikt.

Fazit

Das Feld der Bildungspolitik war und ist kein Aushängeschild für politische Arbeit. Doch es bleibt den Lehrenden, Schulleitern und Schul-Admins auf verlorenem Posten nichts anderes übrig, als abzuwarten, mit den vorhandenen Bedingungen bestmöglich umzugehen und über die Probleme aufzuklären. Nur so kann gemeinsam an Missständen der Digitalisierung gearbeitet, und der digitale Wilde Westen an unseren Schulen doch noch abgewendet werden. Aufgeben ist keine Option, denn es geht um die Bildung im ganzen Land. Bleibt zu hoffen, dass die Politik verstanden hat wie groß die Probleme sind, und dass Lehrende und Admins bereits jetzt häufig an der absoluten Leistungsgrenze arbeiten. Will die Politik nicht den kompletten Rückhalt im Bildungsbereich verlieren, muss sie dringend handeln.